19 Oktober 2010 0 Kommentare

Oh boy, I'm bored...

Das Semester hat wieder begonnen. Mit all der Tragik, die ein Wintersemester so mit sich bringt. Der Greifswalder Himmel ist zwar häufig klar, unter selbigem ist es allerdings spätestens ab dieser Woche hundekalt. Die Stadt ist wieder prall gefüllt und die Ruhe der vorlesungsfreien Zeit ist schlagartig vorbei. Schlimmstes Symptom des angebrochenen Wintersemesters ist die Vielzahl an Erstsemestern, die es nach Greifswald verschlagen hat. Stellenweise kommt man sich vor wie die Auskunft, wenn man sogar am Geldautomaten nach wichtigen Anlaufpunkten studentischen Lebens wie dem Copyshop gefragt wird. In einem universitären Gebäude verkommt man als buchstäblich älteres Semester schon mal zum Schülerlotsen. Vergangenen Dienstag wartete ich mit einigen Kommilitonen auf unseren Rhetorikkurs und durch unsere strategisch recht günstige Position vor dem Raum wurden wir von jedem Passanten befragt, als wären wir wie damals in oranger Signalweste mit Kelle und Kappe an der Kreuzung vor der Grundschule postiert. Manche waren noch höflich und haben in angemessenen und vor allem ganzen Sätzen den Ort ihrer Veranstaltung erfragt. Andere haben nur noch Brocken wie "Einführung in Textanalyse?" in den Raum geworfen.
Dank unserer fortgeschrittenen Semesterzahl müssen wir aber zum Glück keine Veranstaltungen mehr besuchen, in die sich die Massen von Erstsemestern verirren. Wir betreten die Räume und stellen fest: "Ach Mensch, C. ist auch noch da. War der nicht ein noch höheres Semester als ich? Wie beruhigend, dass der auch noch keinen Abschluss gemacht hat."
Abgesehen davon plätschern unsere paar Seminare so vor sich hin. Die übereifrigen Kommilitonen finden sich überall und gehen einem mit ihrem Pausengequatsche meist noch mehr auf die Nerven als mit ihren Wortmeldungen im Seminar. Wen interessiert es denn, ob Dozentin XX schon Feierabend hat und letztens den ganzen Fahrradkorb voller Lavendel hatte?!
Die üblichen Verdächtigen werden von jedem Dozenten schon mit Namen angesprochen und gern dazu befragt, ob sie sich an dieses und jenes Thema aus dem Seminar Sowieso noch erinnern können. Herr H. und Herr S. treten ohnehin immer im Doppelpack der Selbstüberschätzung auf. Den Speichelleckerbonus gibt's gratis oben drauf. Nur blöd, wenn die flachen Witze selten gut ankommen.
Bisher klingt das hier nach einem recht zynischen Abriss der ersten Tage im neuen Semester. Aber diese Abscheulichkeiten gehören ja hier zum Tagesgeschäft. Es gibt ja immer noch das Seminar am Donnerstag mit den Freundinnen, das deutlich mehr Spaß machen wird. Oder auch das Shakespeareseminar mit der lockeren Dozentin, die man seit Jahren schätzt.
Außerdem bleibt uns ja noch Paris oder eben dieses kleine Flackern, die vorsichtige Idee des Lichts am Ende des studentischen Tunnels.
 
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