15 November 2013 0 Kommentare

Von südenglischen Hecken

Meine Erkenntnisse zu englischen Besonderheiten stammen diesmal wieder aus meinem Deutschunterricht mit Carolyn. Am Ende der Stunden frage ich mich immer, weshalb sie eigentlich mich bezahlt. Es müsste umgekehrt sein.
Heute fuhr ich zu einer außerplanmäßigen Stunde zu ihr ins benachbarte Houghton, weil sie nächste Woche sehr beschäftigt ist und unseren normalen Montagstermin nicht wahrnehmen kann. Als ich ankam fand ich diese Kopie auf "meinem" Platz in ihrem Studierzimmer:

In unserer allerersten Stunde vor einigen Wochen haben Carolyn und ich über die auffälligsten Unterschiede zwischen England und Deutschland gesprochen. Ich habe erzählt, dass mich die hohen Hecken an den Straßenrändern irritieren. Zum einen kann man sich so schwer orientieren, weil diese grünen Wände quasi überall gleich aussehen und zum anderen sieht man überhaupt nichts von der schönen Landschaft, durch die man fährt. Wir haben also spekuliert, weshalb es diese Hecken eigentlich gibt. Da Carolyn selbst ja aus Schottland stammt, konnte sie betonen, dass das eine südenglische Eigenheit ist, die sie aus ihren heimatlichen Gefilden so auch nicht kennt. Wir haben einige Theorien besprochen und sie sagte dann, dass sie im hauseigenen Buchbestand in der kommenden Zeit mal nach Antworten forschen wird. Das hat sie auch getan und den Textausschnitt einer Chronik Houghtons entnommen.
Ausgangspunkt für die Hecken ist das Gesetz zur Umfriedung von 1796. Zuvor öffentliches Weideland wurde proportional unter bereits existierenden Grundbesitzern aufgeteilt und somit ganz im Sinne der Zeit auf professionellere Weise der Landwirtschaft zugeführt. Die Quelle verweist auf einen Eintrag im Annual Hampshire Repository von 1799, welchem zufolge diese Maßnahme fast eine Verdopplung der Erträge auf dem verteilten Land bewirkt hat.
Die Verteilung des Weidelandes wurde nicht nur auf dem Papier vollzogen, sondern durch die Anpflanzung eben jener Hecken auch tatsächlich sichtbar gemacht. Sie kennzeichneten die einzelnen Flurstücke, sollten aber auch Schutz für Angepflanztes und für die Tiere auf der Weide bieten. Zu guter letzt sollten sie aber auch Eindringlinge von den Besitztümern fernhalten.
All diese Punkte haben Carolyn und ich in besagter erster Stunde gemeinsam abgewogen. Aber dieser Textabschnitt rundet das ganze noch sehr schön ab. Wieder was gelernt!
 
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