20 April 2013 0 Kommentare

Sieben Neuntel

Sieben Prüfungen liegen hinter mir und nur noch zwei stehen an. Betrachtet man nur diese Zahlen habe ich den Großteil dieser Examensodyssee bereits hinter mich gebracht. Die zwei noch ausstehenden Prüfungen haben es allerdings in sich. Es sind die großen Fachprüfungen in Anglistik und in Germanistik mit jeweils zwei Fächern à zwei bis drei Themen. Ich kann mir natürlich weitaus schöneres vorstellen, aber an diesem Wochenende konzentriere ich mich einzig und allein darauf, frei zu haben.
Am vergangenen Donnerstag habe ich die Fachdidaktikprüfung in Englisch mit einer 1,5 bestanden und da ich schriftlich in Deutschdidaktik wenigstens eine 2,4 bekommen habe, schließe ich den Fachdidaktikbereich insgesamt mit 1,8 ab. Damit bin ich natürlich zufrieden. Viel mehr freut mich aber, dass ich nie wieder etwas mit diesen seltsamen Deutschdidaktikerinnen zu tun haben muss. Meine Freundin Verena haben die in der mündlichen Prüfung total vorgeführt. Zu hören, wie sie mit ihr umgegangen sind, hat mir buchstäblich das Herz gebrochen. Sie ist immer so fleißig und top vorbereitet und dann hört sie den Spruch, von dem ich niemals geglaubt hätte, dass er im Prüfungskontext fallen könnte: "Sie haben zu viel gelernt!" Ich dachte wirklich, ich falle vom Glauben ab, als ich das gehört habe. Die waren wirklich vollkommen unverschämt zu ihr. Ich bin unglaublich froh, dass meine Rechnung in dieser Hinsicht aufgegangen ist. Ich wollte eine mündliche Prüfung bei diesen Dozentinnen um jeden Preis umgehen und habe mit meiner Wahl, in Englisch mündlich geprüft zu werden, wirklich alles richtig gemacht. Für Verena tut es mir natürlich unsagbar leid, aber dieses Ergebnis muss sie jetzt abhaken. Ab Montag konzentrieren wir uns auf die nächsten zwei Prüfungen.
Während dieser Vorbereitungen schleicht sich tatsächlich langsam der Gedanke an mich heran, dass sich meine Zeit in Greifswald dem Ende nähert. Darüber mag ich allerdings noch gar nicht so richtig nachdenken. Wenn meine Gedanken dahin wandern, sich meinen allerletzten Tag hier vorzustellen, dann denke ich schnell an etwas anderes. Ich weiß zwar ganz genau, dass ich unbedingt wieder nach Hause möchte, aber ich weiß auch, dass es mir das Herz brechen wird, hier wegzuziehen. Ich habe hier so viele tolle Freunde gefunden und da einige von ihnen noch hier sind, wird es möglicherweise noch schwerer, von hier wieder wegzuziehen, als es damals war hierherzuziehen. Aber wenn ich zu Hause und bei meinen Freunden in Berlin bin, dann merke ich schon, dass es lange überfällig ist, nach Hause zu kommen. Dort bin ich einfach noch ein Stückchen glücklicher und Greifswald kann ich schließlich immer wieder besuchen. Dann werde ich mich am Geschrei der Möwen erfreuen und mich daran erinnern, wie sehr ich das am Leben hier gemocht habe.
10 April 2013 0 Kommentare

Vogelkunde und Pädagogik

Eigentlich müsste ich jeden meiner Posts Lebenszeichen nennen. Schließlich steckt im Wort sporadisch immer noch mehr Häufigkeit als im Rhythmus meiner Blogposts. Seit meinem letzten Eintrag habe ich noch zwei weitere schriftliche Prüfungen hinter mich gebracht. Die Translation-Klausur war mir dabei von allen fünf tatsächlich die liebste. Endlich wurden mal Fähigkeiten abgefragt, die wir wirklich über die vergangenen Jahre hinweg kontinuierlich entwickelt haben. Der größte Pluspunkt war aber sicher, dass man dafür nicht lernen konnte oder besser musste. Der Text war natürlich trotzdem nicht ganz ohne. Auf Syntax- und Vokabelebene hat er keine Schwierigkeiten bereitet, aber die Tempusformen waren im Ausgangstext abenteuerlich. Es war ein Auszug aus einem Artikel der Süddeutschen Zeitung. Sind die Journalisten dort der deutschen Zeitformen nicht mehr mächtig? Liest da eigentlich noch jemand Korrektur oder können sie sich das nicht mehr leisten, um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden wie die Financial Times Deutschland? Ich gehe davon aus, dass wir diese grenzwertigen Zeitformen in unserer Übersetzung ins Englische ausbügeln sollten. Andernfalls wäre der Text viel zu leicht gewesen für eine Examensklausur.
Bevor meine letzte schriftliche Prüfung anstand, durfte ich erst noch hochoffiziell ein Jahr älter werden. Meine Eltern haben mich in Greifswald besucht, reich beschenkt und sind mit mir Mittag essen gegangen. Im Anschluss war ich noch mit Freunden zum Kaffee trinken verabredet und am Abend musste ich mich schon wieder auf meine Prüfung am nächsten Tag vorbereiten. Das hat sich wiederum ziemlich hingezogen, so dass ich sicherheitshalber die Nacht durchgelernt habe. Da ich 4:45Uhr aufstehen musste, brauchte ich um kurz vor 3:00 dann auch nicht mehr ins Bett gehen. Die Klausur lief recht vernünftig. Es war ja der zweite Teil der Englisch-Fachprüfung und deshalb ein Essay zu einer weitestgehend offenen Frage, sodass ich mich recht gezielt darauf vorbereiten konnte. Sprachlich war das nicht unbedingt eine Glanzleistung, aber gereicht haben sollte es in jedem Fall.

mit Jessi abends am Straussee
Als die fünf schriftlichen Prüfungen hinter mir lagen, habe ich mich erst mal auf den Weg nach Hause gemacht, um meinen Geburtstag nachzufeiern und mich ein bisschen zu erholen. Meine beste Freundin Jessi kam extra aus Hamburg zu Besuch und wir haben ein sehr schönes Wochenende mit unseren Freunden und meinen Eltern verbracht. Anschließend habe ich noch einige erholsame Tage in Rehfelde verbracht, an denen ich aktiv nicht an die Prüfungen gedacht, sondern lieber viel gelesen und ein bisschen Serien geguckt habe. 
mit Conny und Jessi am Hauptbahnhof
Vier, fünf Tage vergehen dann aber doch deutlich schneller als man denkt und einen Großteil meines geplanten Erholungspensums an Büchern und Serienfolgen musste ich dann doch auf später verschieben. Zunächst musste ich zurück nach Greifswald, um die nächsten Prüfungen vorzubereiten und meinem besten Freund beim Umzug in eine tolle neue Wohnung mit seiner bezaubernden Freundin zu helfen. Umzüge sind ja meistens eine eher unangenehme Veranstaltung, doch dieser gehörte nicht in diese Reihe. Wir waren eine Menge fleißiger Helfer und so verteilte sich die Arbeit recht gut. Außerdem bekam ich dankbare wenngleich auch enorm wichtige Aufgaben zugeteilt. So lag es in meinen Händen, dass so schnell wie möglich das WLAN ging, der PC aufgebaut war und die Fernsehanlage samt Sky pünktlich zur Bundesliga um 15:30 stand. Aber das alles zählt ja zu meinen leichtesten Aufgaben. Die neue Wohnung der beiden ist wirklich wunderschön geworden und gefällt mir ganz ausgezeichnet. Nach einer knappen Woche in Greifswald bin ich wieder nach Hause gefahren, um mit meiner besten Freundin Conny ihren 30. Geburtstag zu feiern. Hab ich 30 geschrieben? Ich meinte 25.... An ihrem Geburtstag selbst haben wir uns Rubinrot im Kino angesehen. Wir haben beide das Buch gelesen und uns auf den Film wirklich gefreut. Am Freitag nach ihrem Geburtstag haben wir dann mit Freunden und Kollegen von Conny abends im La Paz gefeiert. Das war wirklich ein toller Abend, aber dieses lange Wochenende war insgesamt einfach klasse. Jessi war wieder extra aus Hamburg gekommen, wir waren Samstag noch ein bisschen Möbel shoppen für Connys neue Wohnung und am Sonntag waren wir brunchen im Euphoria. Das war lecker wie immer und wir haben dort stundenlang gesessen und gequatscht. Wir haben Jessi dann wieder zum Hauptbahnhof gebracht und so viel Unsinn gemacht, dass uns vom Lachen schon alles wehgetan hat. Dieses Wochenende war anstrengend, aber auch sehr, sehr schön. Seit wir alle so ätzend erwachsen geworden sind, haben wir einfach viel zu wenig Zeit für solche Tage. Aber umso glücklicher ist man dann wohl, wenn man einen dieser Tag erlebt und jeden Augenblick davon aufmerksam aufnimmt, um diese Stimmung nie wieder zu vergessen.

In den folgenden Tagen ging es mit der Prüfungsvorbereitung für mich nur schleppend voran. Was diesen Bereich des Studiums angeht, kann ich es kaum noch abwarten, dass alles endlich vorbei ist. Aber in Rehfelde gibt es natürlich viele schöne Dinge, mit denen man sich beschäftigen kann. Da meine Mama sich ganzen Herzens der Versorgung der Vögel in unserem Garten verschrieben hat und die gute Nikon von meinem Papa immer griffbereit im Wohnzimmer liegt, konnte ich ein paar schöne Schnappschüsse von unseren zwitschernden Freunden machen, die sich mittlerweile sehr zahlreich an der Futterstelle am Kirschbaum einfinden. 


Neben dem normalen Vogelfutter haben wir auch begonnen, Haferflocken in mit etwas Sojaöl und frische Apfelstückchen zu verfüttern. Besonders die Haferflocken kommen aber auch bei den Katzen sehr gut an, weshalb der entsprechende Teller auf dem Terrassentisch steht, um es den Futterdieben wenigstens ein klein bisschen schwerer zu machen. Immer, wenn die Pieper zahlreich an der Futterstelle vertreten sind, kann man sicher sein, dass mein dicker Kater nicht weit ist. Er beobachtet die Meute immer ganz aufmerksam und gibt den ein oder anderen kehligen Laut von sich. Allerdings scheint er nun langsam wirklich aus dem Jagdalter raus zu sein oder er hatte einfach keine Lust, sich in den großen Schneemassen auf die Vögel zu stürzen.

Dafür hat er sich aber oft genug für mich und die Nikon in Pose geworfen. So eine vernünftige Kamera, macht schon richtig schöne Fotos und es macht so viel Spaß, sich mit Fotografie zu befassen. In solchen Momenten stelle ich immer wieder fest, dass ich einfach zu viele Interessen habe bzw. es einfach viel zu viele schöne Beschäftigungen gibt. Das Leben ist einfach viel zu kurz für all die tollen Bücher, für die unzähligen spannenden Serienfolgen, die DIY-Bastelprojekte und dafür, was man alles übers Fotografieren lernen kann.
Doch im Moment bleibt nur wenig Zeit für diese ganzen tollen Sachen. Wenn man vom Zeitplan eingeholt wird, verfällt man als typischer Student natürlich wieder in den Fünf-vor-Zwölf-Lernstress und wie von Zauberhand schafft man es plötzlich, sich endlich zum Lesen und Lernen zu motivieren. Gestern stand meine erste mündliche Examensprüfung an. Ich war natürlich nervös, allerdings nicht annähernd so sehr, wie ich es in Anbetracht der Situation erwartet hatte. Offenbar haben wir im Leistungssport damals tatsächlich für unser ganzes Leben gelernt, wenn wir uns auf diesen einen Tag in der Saison vorbereitet haben und am Ende ein Finale vor der ganzen Halle gespielt haben. Als ich den Prüfungsraum betreten habe, war ich ruhig und weitestgehend konzentriert. Was ich im theoretischen Bereich mir nicht ganz so fundiert angeeignet hatte, konnte ich durch Anwendungswissen wieder ausgleichen. Offenbar wirkte auch meine Persönlichkeit gewinnbringend und so hab ich Pädagogik nach einer 1,3 in dieser mündlichen Prüfung und einer 1,4 in der Klausur zur Pädagogischen Psychologie tatsächlich insgesamt mit 1,3 abgeschlossen. Ich war völlig baff. Dieser Bereich zählt zwar nur einfach in die Gesamtnote hinein, aber bisher versteht sich diese Note ganz hervorragend mit meiner dreifach zählenden Examensarbeit.
In der nächsten Woche steht die Fachdidaktik-Prüfung an. Die schätze ich auf jeden Fall schwieriger ein. Von hier aus wird es eigentlich nur noch schwieriger. Es ist wie bei Super Mario früher. In dieser Woche war Prinzessin Peach im Schloss der Pädagogik gefangen und nächste Woche muss sie aus der Anglistik befreit werden, bis Anfang Juni dann der Endgegner wartet. Ob Bowser schon jemals mit englischer Literatur- und Sprachwissenschaft bekämpft wurde?
 
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