19 Februar 2013 3 Kommentare

Kurzes Lebenszeichen

Wie der Rest der Welt auch habe ich die Maya-Apokalypse überlebt, auch wenn es hier auf meinem Blog momentan nicht danach aussieht. Deshalb nehme ich mir jetzt mal einige Minuten und hole in Windeseile die letzten Wochen auf. Wenn ich irgendwann dazu komme, werde ich auch die größeren Ereignisse (Weihnachten, Silvester) aufarbeiten.
Seitdem ich mich am 15. November zum Examen angemeldet habe, stand verständlicherweise nur noch im Fokus, alle noch nötigen Scheine dafür einzutreiben. Das waren allerdings tatsächlich noch vier Stück. Eine der entsprechenden Hausarbeiten habe ich Ende Oktober schon fertig gehabt und abgegeben, aber die restlichen drei wollten noch geschrieben werden. Mittlerweile weiß ich schon gar nicht mehr, wie ich es gemacht habe, aber ich hab die Arbeiten fristgerecht abgegeben. Es waren einige sehr kurze Nächte dabei und auch eine komplett ohne Schlaf. Als ein Kommilitone bewundernd meinte: "Ich habe wirklich keine Ahnung, wie du das geschafft hast!", konnte ich ihm das auch nicht wirklich verraten. Es ging plötzlich irgendwie. Aber es hat mich trotzdem beruhigt, dass er dasselbe sagte wie ich vorher auch immer, nämlich dass wir für eine vernünftige Hausarbeit doch so unsere drei bis vier Wochen brauchen. Der Druck, der jetzt nötig war, um diese letzten drei Arbeiten deutlich schneller fertig zu bekommen, wäre auch nie aus eigenen Stücken so zu erzeugen gewesen. Deshalb war es wohl auch einfach nötig, den Schritt zu gehen und sich einfach anzumelden, damit man endlich alles fertigbringen muss. Einem der Scheine musste ich natürlich noch bis fast zur letzten Sekunde hinterherlaufen, aber ohne diesen Stress wäre es wohl auch zu einfach gewesen. Am 24. Januar war ich dann tatsächlich zum Examen zugelassen und hatte nun keine Ausrede mehr, nicht mit dem Lernen für die Prüfungen zu beginnen. Ich hatte erwartet, dass es ein bedrückendes Gefühl sein würde, nun in diese Prüfungsphase zu gehen. Aber tatsächlich war ich froh. Ich war glücklich, dass ich das alles mit dem zeitlichen Druck im Nacken geschafft habe. Aber viel mehr noch war ich einfach nur erstaunt darüber, wie ich am Ende an diesen Punkt gelangt war, der mir vor etwas mehr als einem Jahr noch so schier unerreichbar schien. Natürlich war es ein langer Weg, der mit viel Arbeit gepflastert war, weil es in den letzten Jahren so viel leichter war, jemand anderen zu unterstützen als mich meinen eigenen Aufgaben zu stellen und diese zu einem so riesigen Berg angewachsen waren. Umso bitterer ist es, wenn ich es zulasse, einen Moment lang darüber nachzudenken, dass ich nie so unterstützt und angetrieben wurde, wie ich es selbst vorgelebt habe. Doch unmittelbar danach denke ich daran, wieviel Unterstützung ich jetzt erfahre und wieviel Geduld meine Eltern mit mir haben. Dann merke ich, wie dankbar ich dafür bin und freue mich wieder darüber, dass ich zwar mit Verspätung hier angekommen bin, aber ich bin hier und irgendeinem Zweck wird das irgendwann dienlich sein.
Am 4. Februar ging es los und spätestens seitdem zieht das Leben auch an mir vorbei. An eben jenem schönen Montag habe ich meine erste Klausur in Pädagogischer Psychologie geschrieben. Acht Tage später stand die Didaktikklausur an. In meinem Fall war das Sprachdidaktik in Deutsch. Wiederum nur sechs Tage später und damit gestern haben wir dann die Fachprüfung in Deutsch geschrieben, neuere deutsche Literatur. Das war alles andere als spaßig. Die fünf Stunden wollten auch einfach nicht vergehen und danach waren wir alle einfach nur bedient. Ein Drittel der Prüfungen liegt jetzt hinter mir. In sechs und in acht Tagen stehen meine letzten beiden schriftlichen Prüfungen an. Genau dazwischen darf ich noch ein Jahr älter werden, aber das geht momentan wie alles andere auch an mir vorbei. Nach der fünften schriftlichen Prüfung habe ich dann erstmal ein bisschen Luft, die ich auch dringend brauche, um mich auf die verbleibenden vier mündlichen Prüfungen vorzubereiten. Die werden noch ein richtiger Akt, an den ich jetzt noch nicht denken möchte. Eine Grundvoraussetzung ist natürlich, dass ich alle schriftlichen bestehe. Bisher denke ich schon, dass es in jeder Prüfung gereicht haben sollte. Bei der Fachprüfung habe ich zwar qualitativ wirklich kein gutes Gefühl, aber für ein Bestanden sollte das doch gereicht haben. Die fünf Stunden waren aber deutlich anstrengender, als ich mir das vorgestellt hatte. Obwohl ich ab gestern Nachmittag fast durchgängig geschlafen habe, bin ich heute immer noch ziemlich platt. Morgen muss es wieder deutlich besser weitergehen, denn die nächsten Prüfungen wollen vorbereitet werden. Für die Übersetzung werde ich mich am Wochenende nur mit Kommilitonen treffen und wichtige Eckpunkte durchsprechen. Viel mehr können wir gar nicht machen. Am Mittwoch muss ich dann in Englisch den Essay über Erstspracherwerb schreiben und ab morgen wird das auch meine einzige Beschäftigung.
An jedem dieser trüben Lerntage frage ich mich, woher dieser bekloppte Yolo-Trend (yolo = you only live once) kommt. Von nach höherer Bildung strebenden Studenten kann das ganz sicher nicht ausgegangen sein. Denn diese Zeit fühlt sich nun wirklich nicht danach an, sie in vollen Zügen genießen zu wollen.
Zwischendurch beginne ich langsam nachzudenken, was ich eigentlich machen möchte, wenn dieses Kapitel meines Lebens endlich endet. Ich habe ja nun wieder alle Optionen und kann völlig allein entscheiden, wohin es mich verschlagen soll. Allerdings merke ich, dass ich darüber tatsächlich erst in Ruhe nachdenken muss. Denn diese Frage habe ich mir in der Form schon sehr lange nicht mehr gestellt. Momentan hab ich aber das Gefühl, sie gar nicht so objektiv beantworten zu können. Dieser Schlussakkord in der Uni ist einfach doch ein bisschen anstrengend und ich vermute, er trübt auch den Blick auf die nächsten Schritte, die ebenso anstrengend sein werden, weshalb sie alles andere als erstrebenswert wirken in diesem Moment. Ich habe mir vorgenommen, einfach zu beobachten, in welche Richtung meine Vorstellung in den nächsten Wochen so gehen wird. Möglicherweise ist es eine gute Sache, dass wir nicht so schnell an Stellen für das Referendariat kommen. Denn nach all dem Stress hier freue ich mich ungemein auf ein bisschen Abstand und Perspektive.
 
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