22 Mai 2012

"Mal verliert man...

...und mal gewinnen die Anderen." - Otto Rehagel

Das vergangene Fußballwochenende wiegt schwer auf meinem sportaffinen Herz. Das Finale dahoam war natürlich für mich als Bayern-Fan eine große Sache und die Niederlage trotz der spielerischen Überlegenheit schmerzt deshalb umso mehr. Das Herzblatt und ich haben das Spiel bei Freunden geguckt, was wirklich Spaß gemacht hat, wenn man vom Ausgang des Spiels absieht.
Es gab für die Herren wie immer Cuba Libre aus Gläsern, die eigentlich Vasen sind und im schwedischen Einrichtungshaus unseres Vertrauens verkauft werden.
Ich hab immer noch nicht genau nachgemessen, wieviel da eigentlich reinpasst. Aber ein guter Liter wird das schon sein. Von einem der Gäste wurde diese "Portion" zu unser aller Erstaunen noch vor Ende der 1. Halbzeit vernichtet. Das muss Rekordzeit gewesen sein. Wir Damen haben uns mit einer regulären Größe Cuba Libre begnügt. Schließlich sind die Cocktailgläser an sich ja schon recht groß. Für reichlich Knabberzeug war auch gesorgt, doch ich war, ehrlich gesagt, viel zu nervös, um während des Spiels was zu essen.
Es liefen ja schon seit der Mittagszeit diverse Vorberichterstattungen, die wir auch so nebenbei laufen hatten. Doch so richtig wollte ich die nicht sehen, denn dadurch wurde meine Nervosität einfach nur größer. Ich war ja schon beim Halbfinalrückspiel gegen Real Madrid so ein Nervenbündel.
Ein klitzekleines bisschen hilfreich war wohl unser Trinkspiel in der 1. Halbzeit. Jeder zog einen Namen, bei dessen Erwähnung durch den Kommentator, also in unserem Fall Marcel Reif, ein Klopfer getrunken werden musste. Wir hatten 50 Stück vorrätig und waren 7 Mitspieler. Einige Spieler wurden schon im Vorfeld aussortiert, doch ganz so optimal war unsere Auswahl nicht. Außerdem schien Marcel Reif es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, in den ersten Spielminuten allen Zuschauern die Namen der Spieler einzutrichtern. Getreu dem Motto "repetition is the mother of learning" warf er mit den Spielernamen nur so um sich. Das Herzblatt hatte dabei ungemein Pech, denn Schweinsteiger war wirklich häufig am Ball. Ich hatte deutlich mehr Glück mit meinem Los, denn darauf stand Cahill. Noch besser sah es für Conny aus, die Neuer gezogen hatte und noch weniger trinken musste. Ihr Herzblatt Stephan wiederum befand sich mit Contento eindeutig auf Tims Schweinsteiger-Niveau. Die beiden allein mussten jeweils um die 14 bis 15 Schnäpse trinken. Dementsprechend rasch waren die 50 Stück dann auch glücklicherweise leer. Am Ende zeigte sich Ashley Cole innerhalb unseres Spiels als unauffälligster Spieler.
Obwohl wir die Siegerehrung und Nachberichterstattung bei einer Niederlage der Bayern eigentlich gar nicht gucken wollten, lief die Übertragung doch irgendwie nebenher weiter. Meine persönliche Erkenntnis daraus ist, dass die Finalniederlage 1999 irgendwie noch mehr wehgetan hat. Doch besonders für Uli Hoeneß, den ich als Persönlichkeit des Sports in besonderem Maße schätze, tut es mir unendlich leid. Ein Mann wie er hätte es absolut verdient gehabt, diesen historischen Sieg seines Vereins zu erleben. Ich habe noch die Hoffnung, dass der kommende Sportsommer mich mit dieser Niederlage versöhnen  kann. Die EM steht schließlich kurz bevor und auch die Olympischen Spiele sind immer gut für die legendären Geschichten, die der Sport schreibt. Zur schnellen Erholung haben wir uns am Sonntag unserer legalen Lieblingsdroge, dem Zucker, hingegeben.
Das Knabberzeug vom Vortag war noch reichlich vorhanden und leistete uns treue Dienste. Stephan steckte sein trauriges Gesicht mit besonderer Wonne in ein Nutellaglas und löffelte das letzte Viertel des Inhalts einfach heraus.
Noch nachts nach dem Spiel hatten wir eine Folge der BBC Serie Sherlock laufen lassen und ich war wirklich erstaunt, dass sie Tim gut gefallen hat und er sie noch zu Ende geguckt hat, als wir anderen schon schliefen. Deshalb gab es am Morgen während des Frühstücks die erste Folge der ersten Staffel, damit das Herzblatt systematisch einsteigen konnte. Sonst behauptet er ja immer, ich würde nur Unsinn gucken, aber diesmal fand er doch Gefallen an meinem Unsinn.
Nach einigem Bitten und Drängeln ließ Tim sich dann auch herab und machte uns eine große Portion seiner leckeren Pancakes, die wir dann als äußerst nahrhaftes zweites Frühstück wieder in Begleitung von Sherlock zu uns nahmen.
Nach einigen faulen Stunden auf der schönsten und größten Couch, die ich kenne, mussten Tim und ich uns dann wieder auf den Heimweg machen. Den Sonntagabend ließen wir bei - Überraschung - noch einer Folge Sherlock und einem leckeren Nudelgericht ausklingen. Am nervigsten an diesem Wochenende waren zweifellos einige Facebook-Kommentare zum Bayern-Spiel. Es bestürzt mich immer wieder, wie sehr es manchen Leuten Spaß macht, eine bestimmte Mannschaft zu hassen und ihr sowie ihren Fans nur schlechtes zu wünschen. Am schlimmsten sind dabei sicherlich jene, die das ganze Jahr über kein ehrliches Interesse am Sport zeigen und sich dann nur zu solch populären und medial hoch frequentierten Zeitpunkten zu Wort melden. Ich bemitleide diese Menschen aufrichtig, deren eventuell vorhandene Freude am Sport so deutlich von ihrer Missgunst überlagert wird. Außerdem ärgert es mich natürlich maßlos, wenn solche Leute dann auch noch in ihrer Häme förmlich aufgehen. Wie verkorkst muss ein Charakter sein, dass er sich so sehr und am liebsten öffentlichkeitswirksam am Leid anderer ergötzt?
Zum Glück haben meine Freunde das gleiche Spiel gesehen wie ich. Soll heißen, ob ausgewiesener Bayern-Fan oder nicht, die einhellige Meinung war, dass der Champions League Titel in München hätte bleiben müssen. Für den deutschen Fußball hoffe ich wirklich sehr, dass die EM den Spielern den ersehnten großen Titel bescheren wird. Die Vorfreude auf das Turnier wächst proportional zur Anzahl der verzehrten Duplos, Hanutas und Kinderriegel auf der Jagd nach den noch fehlenden Stickern für unser Poster und das EM-Heft. Diese Sammelleidenschaft hat bei mir und dem Lieblingsmitbewohner schließlich schon eine lange Tradition. Die kommende EM wird unser viertes gemeinsames Fußballgroßereignis. Nun soll endlich auch mal ein Titel her. Das wäre wirklich super.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
;