24 Juli 2012

Ehe ist...

Nachdem das Outfit inklusive Handtasche stand, war es auch soweit, die Hochzeit von Tims Studienfreund zu besuchen. Um wahrscheinlich etwas mehr Fairness in die Männer-haben-es-modisch-so-viel-leichter-sie-ziehen-einfach-einen-Anzug-an-und-sehen-blendend-aus-Debatte zu bringen, hat sich das Herzblatt noch zwei neue Krawatten gekauft und dann konnte es losgehen. Die Transportpolitik war dabei eindeutig geregelt nach Tims Lieblingsprinzip "Schatz, wir teilen uns das. Ich fahr hin und du zurück". Es wird wirklich Zeit, dass von meinen Freunden mal jemand heiratet und er dann fahren muss. Wir waren jedenfalls auf dem Weg.
Das Wetter war durchwachsen mit einer Menge Regen und ab und an einigen Sonnenstrahlen. Aber so war es wenigstens nicht zu heiß. Nach unserer Ankunft wurde natürlich erstmal das Gelände begutachtet. Die Herren Ingenieure mussten unter die Lupe nehmen, welches Gefährt da vor Anker lag und wie es um den Steg bestellt war.

Die Trauung war schon am Mittag vollzogen worden und als wir mit der Kommilifreundemenge zur Feierlichkeit dazustießen, war das Brautpaar schon sichtlich entspannt. Beide sahen wirklich klasse aus. Hier einmal mit einem nicht eigenen Baby:
Und beim ersten Tanz als Eheleute:
Es gab natürlich noch so einige typische Fixpunkte einer Hochzeitsfeier wie die Strumpfbandversteigerung und das Brautstraußwerfen. Auf letzteres waren die meisten "Single"damen von uns nun nicht so heiß. Irgendwie ist diese Angelegenheit auch dank zahlreicher vorrangig amerikanischer Filme zu klischeebehaftet. Als würden sich alle unverheirateten Damen nur so auf das Bouquet stürzen und mit Hingabe auch darum ringen, wenn das nötig werden sollte. Ganz so stellte sich die Sache natürlich nicht dar. Ich schätze, es hat auch viel damit zu tun, dass man sich in jahrelangen Beziehungen befindend (das Herzblatt und ich hatten vergangene Woche unseren 7.Jahrestag) nicht angesprochen fühlt, wenn der DJ Beyoncés Single Ladies spielt und alle Singledamen in die Brautstraußarena bittet. Die Situation ließ sich allerdings nicht vermeiden und so standen wir nun da. Der Brautstrauß fliegt und segelt fröhlich über unsere Köpfe hinweg direkt an die Wand. Das Herzblatt sagte später, dass doch recht auffällig unter dem Strauß durchgetaucht wurde. Mit wenig Mühe hätte ich den durchaus fangen können. Aber dieses Ritual ist einfach nicht so nach meinem Geschmack. Im zweiten Anlauf fing dann eine Freundin der Braut den Strauß und der Spuk war vorbei.
Es gab noch ein paar andere hochzeitstypische Spielchen, die aber nicht so unangenehm waren wie Hochzeitsspiele das ja durchaus werden können. An eine Pinnwand haben die Gäste auf herzförmigen Zetteln Sachen notiert, die sie mit dem Brautpaar unternehmen würden. Braut und Bräutigam haben sich dann mit Dartpfeilen bewaffnet und einige der Aktivitäten quasi als Gutscheine gewonnen. Eine Schwester der Braut war ganz fleißig unterwegs um noch einige andere Dinge auf den Weg zu bringen. Es gab ein paar Requisiten und eine Polaroidkamera, mithilfe derer ein Hochzeitsgästebuch mit guten Wünschen und lustigen Bildern vor Ort gestaltet wurde.
Wir mussten außerdem kleine Zettel mit unseren Vermutungen beschriften, wie es den Eheleuten in zwei Jahren ergehen würde. Die wanderten in eine Box, die das Paar zu seinem 2.Hochzeitstag bekommen wird. Die letzte Idee fand ich wirklich sehr schön: Die Gäste haben bereits adressierte und frankierte Postkarten erhalten, die außerdem mit einem Datum versehen waren, an dem sie versendet werden sollen. So bekommt das Brautpaar von seinen Gästen im ersten Ehejahr jede Woche eine Postkarte. Wir sind im November dran. Es bleibt also noch genug Zeit, sich eine kreative Gestaltung der Karte auszudenken.
Zu meiner Erleichterung ging die Feier nicht ganz so lange wie die letzte Hochzeit, auf der wir waren. Nach einigen Baustellen und einem kurzen unfallbedingten Stau auf der Autobahn waren wir gegen halb drei zu Hause. Wir haben dann natürlich ausgeschlafen, aber ich war trotzdem total knülle am Sonntag. Zum Abendessen waren wir nochmal bei meinen Eltern, nachdem wir ein paar Tage zuvor noch meinem Kater Gesellschaft geleistet haben.
Aber, wie es bei uns zu Hause so schön heißt, wir sind an diesem Abend wirklich nicht alt geworden.
Am Montag ging es für mich dann wieder nach Greifswald. Ich habe mich für einen früheren Zug entschieden als ich normalerweise zu nehmen pflege. Meine vorsichtige Hoffnung war, dass der etwas weniger voll sein würde. Während der Sommerferien kann man sich so eine Hoffnung natürlich schenken. Der Zug war äußert gut gefüllt und das größtenteils von Jugendgruppen und Familien mit Kindern. Ich durchlebte also das pure Reisevergnügen eines regelmäßigen Pendlers. Am besten sollte ich gleich mal nachsehen, ob immer noch Ferien sein werden, wenn ich im August das nächste Mal nach Hause fahre.

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