12 Mai 2013

Zurück im sozialen Leben

In den letzten Wochen hat mein Leben sich hauptsächlich in der folgenden oder ihr sehr ähnlichen Routine ereignet: Lernen-Prokrastinieren-Lernen-Resignieren-Prokrastinieren-Lernen-Prüfung-Prokrastinieren-Prokrastinieren-Lernen-Prokrastinieren... usw. Der zirkuläre Charakter dieser Routine sollte sich erschließen, nicht wahr? In jedem Fall blieb wenig Zeit für Freunde durch das Fokussieren auf die Prüfungen. Das ist eigentlich ein Fluch, denn zeitgleich mit dieser nicht enden wollenden Prüfungsvorbereitung neigt sich ja auch meine Zeit in Greifswald dem Ende entgegen. Wenn alles gut geht, werde ich in einem Monat fleißig Kisten packen und auf die Ausstellung meines Zeugnisses warten. Bis dahin habe ich allerdings noch eine ganze Menge zu tun. Allem voran steht natürlich die Aufgabe, die letzte Prüfung zu bestehen. Bisher habe ich dafür noch nicht viel vorbereitet. Aber die Absprachen mit meinen study buddies sollen am Montag starten. Außerdem muss ich nun langsam auch meine Zeit darauf verwenden, alles aufmerksam aufzusaugen und in wunderbar portraitförmigen Erinnerungen so tief wie möglich in meinem Gedächtnis abzuspeichern. Ich habe fast neun Jahre hier verbracht. Manche Dinge habe ich tausendmal gesehen und tausendmal gemacht. Andere wollte ich immer machen und hab sie nie gemacht. Verdammt, ich war noch nicht einmal auf dem Dom, um den Blick über Greifswald zu genießen! Nächste Woche fahre ich endlich mal wieder nach Hause und werde mir von meinem Papa die schöne Nikon borgen, um dann hier in Greifswald von allem noch einmal Fotos zu machen. Ich möchte mich an so vieles erinnern können und dafür brauche ich dringend vernünftige Bilder. Ich mache ständig Bilder von allem möglichen mit meinem iPhone, aber scheinbar viel zu selten von den wesentlichen Dingen. Als ich am Donnerstag den Herrentag mit meinen Freundinnen Lisa und Kosi verbracht habe, stellten wir auch fest, dass wir gar keine Fotos voneinander haben. Man macht viel zu wenige Fotos voneinander, während man viel zu viele Fotos von seinen Haustieren und seinem Essen macht. Das ist doch paradox! Zumindest diesmal haben wir Abhilfe geschaffen und Fotos von uns gemacht. Vor den Fotos lagen allerdings einige Gläser Hugo. Nur gut, dass niemand ein Video gemacht hat. Nachdem es auf dem Balkon zu dunkel für Fotos wurde und es außerdem wieder zu regnen begann, haben wir bei geöffneten Fenstern die Popklassiker unserer Jugend gehört. Das führte zu einem gefährlich hohen Boygroup-Anteil innerhalb unserer Musikauswahl. Viel schlimmer war allerdings wieder die Erkenntnis, wie bombenfest die Backstreet Boys Songtexte doch in meinem Kopf sitzen, während ich mich kaum daran erinnern konnte, worin ich in den letzten Wochen so alles geprüft wurde. Aber bevor ich darüber zu viel nachdenke und am Ende mit einem schrecklichen 90er-Jahre-Ohrwurm ins Bett gehen muss, erfreue ich mich doch lieber an unserem Erinnerungsfoto.


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